Bronwen Steele Autorin und Dichterin aus England
Bronwen ist Schriftstellerin und lebt und arbeitet im Süden von England. Sie hat ein Foundation Diploma in Kunst und Design mit dem Schwerpunkt Kunstfotografie und einen Oxford BA Abschluss in Philosophie und Theologie.
Bronwen interessiert sich für die Bedeutung von Orten/Plätzen, insbesondere für die kleinen Details, die einen Ort zu einem Zuhause machen, die eine bestimmte Verbindung zu ihm herstellen. Sie hat ein Auge für die Schönheit des Unsichtbaren und findet Inspiration in der Natur und dem Wechsel der Jahreszeiten.
Zur Zeit arbeitet Bronwen an ihrer ersten Gedichtsammlung, ‘Liminal Places’, die zwei Gedichte einschließt, welche im Independent Journal Fieldfare veröffentlicht wurden.
Das Interview mit Bronwen haben wir 2022 geführt.
InstagramWie bist du zum Schreiben gekommen?
Schönheit hat mich schon immer angezogen. Als ich klein war, nahm mich mein Vater mit ins British Museum. Er erzählt mir heute, dass ich damals vor den Elgin Marbles getanzt habe, als ich sie zum ersten Mal sah. Ich habe schon immer an Gott geglaubt. Und mit dem Galuben kommt auch die Überzeugung, dass es Wahrheit und Schönheit gibt und ihre Kraft, die sie auf uns Menschen ausüben. Ich denke, wenn wir Schönheit begegnen, dann vermittelt uns das eine Ahnung von Hoffnung und davon, dass die Dinge um uns und wir selbst eine Bedeutung haben. Die Kunst und Literatur in meinem Leben haben mich wachsen lassen und ich wünsche mir, dass auch meine Arbeit das für andere bewirkt. Was das Zusammenspiel von Farben, Strukturen und Licht betrifft, so sehe ich die Welt zum großen Teil durch die Augen einer Künstlerin oder Dichterin, und ich fühle alles sehr intensiv. Ich versuche, die Dinge, die ich sehe und fühle in Sprache auszudrücken oder sie in irgendeiner visuellen Weise einzufangen. Kreativität ist für mich eine ganz natürliche Art, sich mit der Welt auseinanderzusetzen. Sie erfüllt mich mit einer ganz besonderen Energie. Ursprünglich wollte ich bildende Künstlerin werden, aber in den letzten Jahren standen das Schreiben und die Fotografie für mich viel mehr im Mittelpunkt. Sie helfen mir, die Welt zu begreifen, die Welt um mich herum als auch meine innere Welt.
Ich liebe Kindergeschichten und das Fantasy Genre, denn ich denke, dass sie die Wirklichkeit in einer sehr klaren und fesselnden Weise vermitteln, während sie in "realistischen" Geschichten oft verdeckt bleibt oder verwirrt.
Wie hat sich für dich die Möglichkeit ergeben, an Cornelias "Artists-in-Residence-Programm" teilzunehmen?
2021 hatte mir meine beste Freundin von einem lokalen Wettbewerb erzählt, der von dem Projekt "Her Salisbury Story" ausgeschrieben wurde. Thema waren Kurzgeschichten oder Gedichte, inspiriert von Frauen, die eine Verbindung zur Stadt Salisbury haben. Ich schrieb eine Kurzgeschichte über einen kleinen Drachen, der allein in einem großen, leeren Haus lebt — bis zu dem Tag, an dem eine Schriftstellerin in dieses Haus zieht, um dort ihr Buch zu Ende zu schreiben. Die Geschichte beschäftigt sich mit den Themen Trauer, Einsamkeit, Hoffnung und Freundschaft. Cornelia war Jury-Mitglied und zu gewinnen gab es einen Aufenthalt auf ihrem Hof in der Toskana im Rahmen ihres Artist in Residence Projekts. Ich kannte und liebte damals bereits einige ihrer Bücher und die Chance, sie kennenzulernen motivierte mich sehr, teilzunehmen. Es war eine ziemliche Herausforderung, eine ganze Geschichte in den vorgegebenen 1000 Wörtern zu verpacken, aber am Ende gehörte ich tatsächlich zu den drei Gewinnern, die Cornelia aussuchte.
Wie hat dir die Zeit auf Cornelias Hof in Volterra gefallen? Hast du dort Inspiration gefunden?
In den ersten Stunden in Volterra tobte ein spektakuläres Gewitter über die Hügel, um uns willkommen zu heißen. Mit Cornelia dort zu wohnen und zu arbeiten fühlte sich an, als würde man eine andere Welt betreten, eine, in der seltsame, magische Dinge möglich schienen. Ich begann, dort eine Geschichte zu schreiben, aber das eigentliche Aha-Erlebnis der Woche kam für mich, als ich bereits relativ früh stecken blieb in dieser Geschichte. Ich bemerkte, dass ich beim Schreiben oft auf ein und dieselbe Hürde stoße und ich fragte Cornelia, ob ich mit ihr darüber sprechen könnte. Sie sagte zwei Dinge, die mich ganz besonders berührten. Zum einen forderte sie mich auf, meine Geschichte und meine Charaktere ernster zu nehmen, sie vielschichtiger zu hinterfragen. Und dann sprach sie über die allererste Idee, die sie zu ihrem Buch "Herr der Diebe" hatte und darüber, wie sie den roten Faden der Geschichte suchte. Sie fand ihn in der Frage, wie Kinder über das Erwachsensein und wie Erwachsene über das Kindsein nachdenken. Mir wurde klar, dass es mehr als nur eine interessante Idee braucht, um eine Geschichte zu schreiben. Es braucht einen roten Faden, der mich leidenschaftlich beschäftigt. Und ich begann darüber nachzudenken, welcher Faden das denn wohl sein könnte... Das war ein einschneidender Moment für mich, weil ich erkannte, dass neben Hoffnung und Schönheit auch Einsamkeit, Trauer und Angst Themen sind, die mich beschäftigen — Themen von denen ich bis dahin nicht gedacht hatte, dass ich über sie Geschichten schreiben möchte.
Was hast du von dort mit nach Hause genommen?
Ich habe gelernt, dass mein Schreiben traurigere Themen beinhaltet und ergründet, als mir das vorher bewusst war. Das war sehr wichtig für mich und hat mir geholfen, mein Schreiben besser zu verstehen. Es ist etwas, über das ich weiterhin reflektiere und ich versuche immer noch, wie ich gut und mit einem Hoffnungsgefühl über diese Dinge schreiben kann. Etwas ganz Kostbares, das ich von meiner Zeit bei Cornelia mitgebracht habe, ist ein Vertrauen in mein Schreiben und auch in mich selbst. Meine Woche dort hat mir geholfen, mich wie eine Schriftstellerin zu fühlen, und das ist wirklich ein Geschenk. Ich bin sehr dankbar für die Zeit dort.