Reckless 3 Das Goldene Garn
Der Erlelf fordert Jacobs Teil des Handels. Und auch Will hat er in der Hand und verlangt von ihm etwas Unglaubliches. Es geht zurück hinter den Spiegel. Ins Land des Zaren und der Baba Jaga.
Baba Jagas, Kosaken, Spione und ein Zar, der zu Audienzen in Begleitung eines Bären kommt. Diesmal führt die Reise hinter dem Spiegel Fuchs und Jacob weit nach Osten. Auch Will kehrt zurück in die Welt, die ihm eine Haut aus Jade gab - auf der Spur der Dunklen Fee. Aber den Zweck der Reise bestimmt ein anderer: Johann Norebo Earlking hat den Handel nicht vergessen, den Jacob im Labyrinth des Blaubarts mit ihm geschlossen hatte, und er lehrt Jacob und Fuchs mehr über Erlelfen, als sie je erfahren wollten.
- Erstmals erschienen 2015
- Lesealter Ab 14 Jahren
- Illustriert von Cornelia Funke
- Verlag Dressler
- Erhältlich bei genialokal.de
- Auch erschienen als Hörbuch · Taschenbuch · eBook
"Alles in Ordnung?" Jacob stand in der Tür. Fuchs stellte erneut fest, wie anders er in den Kleidern dieser Welt aussah. Was sollte sie ihm vormachen? Jacob hatte ihr erzählt, dass Alma ihn anfangs tagelang mit ihrer Kräutermedizin hatte füttern müssen, wenn er durch den Spiegel gekommen war. Aber in seiner Welt gab es keine Hexe, die den Körper an die falsche Welt gewöhnen konnte.
"Warum gehst du nicht schon zurück? Ich komm morgen Abend nach."
Über dem Bett hingen Fotos an der Wand, nicht die sepiabraunen Fotografien ihrer Welt, sondern grellbunte Bilder von Gesichtern, die Fuchs nichts sagten. Sie war so sicher gewesen, dass sie jeden Winkel seines Herzen kannte, aber Jacob war wie ein Land, das sie nur zur Hälfte bereist hatte. Sie wollte die Orte besuchen, die er liebte, verstehen, wo er herkam ... aber für diesmal war es wohl genug. Ihr Körper sehnte sich nach ihrer Welt, als hätte er allzu lange die falsche Luft geatmet.
"Ja", sagte sie, "vielleicht hast du recht. Will und Clara werden es verstehen, oder?"
"Sicher." Er strich ihr über die Stirn. Sie schmerzte, als nistete der Lärm seiner Welt wie ein Schwarm Wespen dahinter.
Fuchs hatte sich das Zimmer, in dem der Spiegel hing, fast genau so vorgestellt. Der staubige Schreibtisch von Jacobs Vater, die Modelle darüber, die so sehr dem Flugzeug glichen, mit dem sie der Goylfestung entkommen waren, die Pistolen, die aussahen, als stammten sie aus ihrer Welt ... vielleicht taten sie es.
"Du gehst nicht wegen ihr, oder?" Jacob versuchte, beiläufig zu klingen, aber Fuchs hörte seiner Stimme an, dass er die Frage seit Stunden auf der Zunge hatte.
"Ihr?" Sie wussten beide, von wem er sprach, doch Fuchs konnte der Versuchung nicht widerstehen.
"Die Verkäuferin in dem Schokoladenladen? Oder das Mädchen, das dir die Blumen für Clara verkauft hat?" Er lächelte, erleichtert über den Spott in ihrer Stimme.
"Schick Dunbar ein Telegramm, wenn du in Schwanstein bist."
Der Blick, den er dem Spiegel zuwarf, verriet Fuchs, wie gern er mit ihr gekommen wäre.
"Frag ihn, was er über Erlelfen weiß. Mich interessiert, wie viele es gab, woran man sie erkennen konnte, Feinde, Verbündete, ihr Zauber, ihre Schwächen ... alles, was er finden kann."
Robert Dunbar war einer der angesehensten Historiker Albions. Sein Wissen hatte Jacob schon bei vielen Schatzjagden geholfen. Außerdem war er ein halber Fir Darrig, weshalb er einen Rattenschwanz unter dem Gehrock verbarg – und er verdankte Jacob sein Leben.
"Erlelfen? Bist du auf den Geschmack gekommen und willst mehr von ihren Zauberwaffen finden?"
"Nein. Ich denke, die eine reicht mir." Der Ernst in Jacobs Stimme verriet Fuchs, dass er etwas im Sinn hatte, über das er noch nicht sprechen wollte.
"Manche Dinge werden besser nicht gefunden, Jacob." Fuchs konnte nicht sagen, was sie die Warnung wiederholen ließ, die Dunbar ihnen erst vor ein paar Wochen mit auf den Weg gegeben hatte.
"Keine Sorge." Jacob reichte ihr die Kleider, die sie für die andere Welt brauchen würde. "Ich habe nicht den Wunsch, verlorene Elfen zu finden. Im Gegenteil. Ich will sichergehen, dass ich sie noch nicht gefunden habe."
Sie hätte bleiben sollen, aber sie ahnte nicht, von welcher Welt er sprach. Sie glaubte ihn sicher, solange er in der seinen war. Jacob lehnte am Schreibtisch seines Vaters, als sie auf den Spiegel zutrat. Fuchs vermisste ihn schon, als sie das Glas berührte.
Weitere Teile der »Spiegelwelt«-Serie